Warum Waldorfschule?

Warum gehe ich eigentlich in die Waldorfschule? Klar, ich wurde zunächst einmal von meinen Eltern dorthin geschickt. Doch es gibt ja durchaus die Möglichkeit, zu wechseln. Und da ich mich für Naturwissenschaften interessiere und Kunst weniger mein Ding ist, wäre es ja nicht gerade unvorstellbar. So ähnlich habe ich Ende der 9. Klasse gedacht und mir damals ernsthaft überlegt, in den naturwissenschaftlichen Zug eines Gymnasiums bei mir in der Nähe zu wechseln. Ich war deshalb eine Woche lang dort zur Probe um zu sehen, ob das etwas für mich wäre. Mein Fazit: Nein, das ist nicht das Richtige für mich. Doch weshalb? Ich möchte nun versuchen, diese Entscheidung zu erklären.

Der Unterricht war nicht schlecht, auch wenn in manchen Fächern nicht mehr wirklich etwas gemacht wurde, da es kurz vor Schuljahresende war. Was mich aber vielmehr gestört hat, waren zweierlei Dinge: zum einen die Noten, die Schüler waren in den Pausen oft damit beschäftigt, ihren Notenschnitt auszurechnen und wie sich jetzt dies oder jenes darauf auswirkt, und zum anderen die Klassengemeinschaft.

Zu den Noten: Bei mir in der Schule gibt es ab der 10. Klasse auch Noten. Doch das erlebe ich um einiges anders als damals im Gymnasium. Wir sitzen nicht schon Wochen davor da und versuchen, unsere Noten auszurechnen. Klar, auch bei uns ist der eine oder die andere unglücklich über die Noten, doch ich glaube, bei uns spielen sie eine wesentlich geringere Rolle als im Gymnasium.

Dann zur Klassengemeinschaft: Ich habe jetzt nicht erwartet, dass ich dort integriert werde oder dergleichen, ich beziehe mich hier auf den Umgang der Schüler miteinander: Ständig, d.h. v.a. bei den Jungs, beschimpften sie sich gegenseitig, prahlten sie mit ihren Mopeds, die sie im Herbst bekommen würden und wurden dann wiederum von anderen niedergemacht. Ich finde so etwas alles andere als schön. Bei mir an der Schule habe ich so etwas wenn überhaupt nur in unteren Klassen, d.h. so ca. bis zur 8. Klasse und auch nicht so extrem erlebt. Ich finde, als Klasse sollte man zusammenhalten und nicht so gegenseitig niedermachen. Die Erklärung für den fehlenden Zusammenhalt in der Klasse: Die Klasse war erst seit einem Jahr zusammen (bedingt durch die Aufteilung in naturwissenschaftlichen/sprachlichen Zug). Wir in der Waldorfschule sind seit der 1. Klasse zusammen, teilweise kennen wir uns sogar schon aus dem Kindergarten. Doch auch neu hinzugekommene Schüler sind meiner Meinung nach gut integriert.

Insgesamt das Zwischenmenschliche scheint auf der Waldorfschule einfach besser zu sein – getreu dem Motto “Im Mittelpunkt der Mensch”!

Am Ende der Zeit war mir dann wie gesagt klar, dass dies nichts für mich ist. Und da z.B. ein Physikstudium auch mit einem Abitur an der Waldorfschule (ohne Physik) kein Problem ist, wie ich erfuhr, würde ich mich heute immer noch nicht anders entscheiden.

~~META: &date created = 2006-04-14 11:44:57 ~~